Perspektivenwechsel – Ziegenproblem – Kontrollillusion

Ich habe Gero von Randows Buch über das Ziegenproblem das erste Mal vor zwei Jahren gelesen und bei der damaligen Lektüre hat mir das Ziegenproblem und die vorgestellte Lösung gar nicht eingeleuchtet.

Bei dem Ziegenproblem geht es um folgendes:

In einer Gewinnshow im Fernsehen befinden sich hinter drei verschlossenen Türen zwei Ziegen und ein Auto. Der Kandidat entscheidet sich für eine Tür, die noch nicht geöffnet wird. Darauf läßt der Showmaster (der weiß, hinter welcher Tür sich Ziegen und Auto befinden) eine der nicht vom Kandidaten gewählte Tür öffen, hinter der sich eine Ziege befindet. Der Kandidat erhält jetzt die Möglichkeit, sich noch einmal – das heißt zwischen den verbleibenden zwei Türen – zu entscheiden. Wie soll er sich entscheiden?

  • Geht man von der ursprünglichen Situation aus, ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich das Auto hinter der zuerst vom Kandidaten ausgewählten Tür befindet 1/3. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es sich hinter den beiden anderen Türen befindet dementsprechend 2/3. Daran ändert sich durch die Tatsache, dass der Showmaster eine der zwei verbliebenen Türen öffnet, nichts. Es bleibt dabei, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich das Auto hinter einer der zwei vom Kandidaten ursprünglich nicht ausgeählten Türen befindet, 2/3 beträgt, auch wenn eine dieser Türen (hinter der sich eine Ziege befand), bereits geöffnet ist. Das führt zu dem Ergebnis, dass der Kandidat seine Chancen verdoppelt, wenn er sich gegen die ursprünglich gewählten Tür und für  die verbleibende Tür entscheidet.
  • Mit dem gesunden Menschenverstand erheblich besser zu erfassen ist die Ansicht, dass angesichts von zwei noch verschlossenen Türen die Wahrscheinlichkeit, dass sich hinter einer das Auto verbirgt, 50% beträgt, es ist daher egal, für welche Tür der Kandidat sich entscheidet.

Das erste Mal habe ich Lösung 1 überhaupt nicht nachvollziehen können. Komischerweise hat sie mir jetzt sehr schnell eingeleuchtet (ohne dass ich mich in der Zwischenzeit intensiv mit Wahrscheinlichkeitsrechnung befasst hätte). Was ich mir wirklich wünschen würde, ist dass derartige Erkenntnisse/Perspektivwechsel etc. besser steuerbar wären.

In seinem Buch führt von Randow den Begriff der Kontrollillusion ein. Ich weiß nicht, ob es für das praktische Leben sinnvoll ist, sich Gedanken darüber zu machen, in welchen Bereichen der eigenen Existenz die Kontrolle eine reine Illusion ist und in welchen nicht. Die Kosequenzen einer reaklistischen Bestandsaufnahme sind auch nicht gerade praktisch. Und ganz stark muss man wahrscheinlch sein, wenn man darüber nachdenkt, inwieweit Staat/Wirtschaft/sonstige Autoritäten über die Verhältnisse hier wirklich Kontrolle ausüben können.

Standardfragen

„Was können Erwachsene von Kindern lernen?“
„Heulen und rumschreien (sic!) hilft immer wieder. Ich kann das gut. Das muss man auch, sonst verknöchert man.“

chrismon 07/09 s. 22, Interview mit Jens Bisky

Standardproblem – Standardlösung

„Napoleon sicherte zweitens seine Herrschaft durch die sogenante „revolutionäre Garantie“. Diese wurde in Art. 94 der Konsularverfassung verankert und besagte, dass die durch die Revolution bewirkte Besitzverschiebung nicht rückgängig gemacht werden durfte.“

A. Kuhn, Die Französische Revolution, S. 155

Dinge, die ich gern mal genauer wüßte:

„Wer waren die Poeten, die gescholten wurden, weil sie vorgaben an die letzten Verse der sechsundzwanzigsten Sure des Korans zu glauben und danach zu handeln, obwohl sie weder daran glaubten noch danach handelten? Und war, im gleichen Zusammenhang, Andre Gide tatsächlich homosexuell gewesen, oder hatte er sich , in Wirklichkeit den Frauen verfallen, wie der arabische Poet Ebu Novvaz nur als andersartig ausgegeben, um damit bewusst Aufmerksamkeit zu erregen?“

Orhan Pamuk, Das Schwarze Buch, S. 97 f.

Autobiographien

„Rowohlt fragt, ob ich wisse, dass Naomi Campbell die erste Prominente sei, die ihre Autobiographie nicht nur nicht selber geschrieben habe. Sie hat ihre Autobiografie nicht einmal gelesen. Wenn man sie auf ihre Autobiografie anspricht sagt sie: ‚Kein Ahnung, was da drinsteht.'“ (Harald Martenstein, Unter Buchmessedienern, Tagesspiegel vom 19.10.08, S. 3)

Eheleben

„…und grübelte über die Beschwernisse des Ehestands, als meine Mutter das Schweigen brach.

´Mein Schwager Toby, sprach sie, wird sich mit Mrs. Wadman verheiraten.´

Dann wird er, sprach mein Vater, sein Leben lang nicht mehr diagonal im Bette liegen können.“

Lawrence Sterne, Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman (VI, 146).

„Im Fernsehen fraßen irgendwelche außerirdischen Roboter Instant-Kartoffelbrei.“

(David Peace, 1974, S. 291)

Kann man sich an einen Werbespot erinnern, der im Dezember 1974 im Fernsehen lief? Bei den Werbespots aus den siebziger Jahren, an die ich mich erinnere (Ariel/Clementine, Persil-Mann, Nutella und Milky Way, so locker und leicht, dass er sogar …) kann ich nicht einmal das Jahr angeben, in dem ich die Spots gesehen habe.

Und wenn man nicht eine derartige Erinnerung hat, kann man so was recherchieren? Oder ist der Spot einfach erfunden?