Noch einmal Wilhelm II.

„Während der meisten Zeit hielt sich Wilhelm bewundernswert zurück. Er trat allerdings in ein paar kleinere Fettnäpfchen: Nach dem ersten Mittagessen auf der zaristischen Jacht Standart nahm der Kaiser Sasonow beiseite und sprach über eine Stunde lang mit ihm über seine Beziehung zu seinen Eltern (redete auf ihn ein, dürfte der treffendere Ausdruck sein), die ihn angeblich nie geliebt hätten. Sasonow wertete dies als einen schockierenden Beleg für die ausgeprägte Tendenz des deutschen Kaisers, ‚die Grenzen der Zurückhaltung und des Gefühls persönlicher Würde zu überschreiten‘, die in einer so hohen Position eigentlich zu erwarten wären.“

C. Clark, Schlafwandler S. 410

Was mich stört, ist der – aus der Entfernung  von hundert Jahren – nicht zu übersehende Abstand zwischen dem, was viele Zeitgenossen in Wilhelm gesehen haben, die Majestät, die es wert war zu töten oder zu sterben, und dem Vollpfosten, als der Wilhelm mir heute dargestellt wird.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert