Gestern morgen im Radio: Wolfgang Nowak, ehemaliger Planungschef im BUndeskanzleramt unter Gerhard Schröder, jetzt Geschäftsführer der Alfred-Herrhausen-Stiftung, wird zu der Frage interviewt, ob die Politik sich unpopuläre Entscheidungen überhaupt leisten kann.
Er fordert starke Persönlichkeiten, die dem Bürger Orientierung geben und ihm den Weg weisen. Seine Thesen fasst er mit dem Wort „Sehnsucht nach Führung“ zusammen.Besorgt fragt der Moderator, ob dies mit den Lehren, die wir alle aus dem Ereignissen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezogen haben sollten, vereinbar sei. Elegant retourniert Nowak, es wäre wohl besser gewesen, wenn er vom „cry for leadership“ gesprochen hätte.
Conclusio:
- Dient der inflätionäre Gebrauch englischer/amerikanischer Redewendungen im Deutschen zumindest auch der Vernebelung unangenehmer Sachverahlte?
- Es ist ausgesprochen interessant, wenn uns Angehörige unserer Eliten, die es nicht nötig haben, mit dem einfachen Volk schön zu tun, weil sie sattelfest auf ihrer Sinekure sitzen, Einblick in ihre Gedankenwelt gestatten.Darüber, was es zu bedeuten hat, dass dieser Mann an relevanter Stelle für einen sozialdemokratischen Kanzler gearbeitet hat, will ich lieber nicht nachdenken.
- Ist die These „Cry for Leadership“ eine negative Formulierung des Gedankens, dass wir uns aufgrund unserer Denk- und Persönlichkeitsstruktur permanent selbst überschätzen und nicht in der Lage sind, unsere Vorstellungen von Eigenverantwortung und Teilnahme am politischen Geschehen in die Realität umzusetzen? Mag sein. Aber geht es unseren Eliten besser? Der Blick in die Geschichte lässt Zweifel daran aufkommen