Las Vegas?

„… Von dem Augenblick an, wo sie die Marihuanapflanzen auf Deinem Land gefunden haben, warst du automatisch schuldig.“

„Moment mal – ich hab doch gar nichts angebaut.“

„Die sagen, du hast was angebaut. Ordentlich vereidigte Polizisten, mit Uniform und Pistole, verpflichtet die Verfassung zu schützen und zu wahren – und du glaubst, dass solche Männer lügen?“

„Ich bin froh, dass du mir für diese Beratung nichts berechnest. Wie können wir gewinnen?“

„Wenn wir Glück haben und den richtigen Richter erwischen …“

„Klingt wie Las Vegas.“

Der Anwalt zuckte die Schultern. „Das ganze Leben ist wie Las Vegas.“

„Oh, Mann“ stöhnte Zoyd. „Ich stecke tiefer in der Scheiße als je sonst und er sagt: ‚Das ganze Leben ist wie Las Vegas‘!“

Elmhursts Augen wurden feucht und seine Unterlippe begann zu zittern. „Du … du meinst   – das Leben ist nicht wie Las Vegas?“

Thomas Pynchon, Vineland, S. 449

Beleidigungen

Aus dem Tagesspiegel vom 19.05.2012:

Aufgefallen sind mir zwei Dinge: Beleidigungen wie W…., Schw… und H….sohn werden ohne Umschweife im O-Ton wiedergegeben, aber beim Arschloch ist dem Verfasser dann doch bänglich geworden.

Warum eigentlich? Entweder ganz oder gar nicht. Sowohl in im Beleidigungsvermögen als auch in der Unzumutbarkeit für den Teil des Publikums, zu dessen aktiven Wortschatz derlei vielleicht nicht gehört , sehe ich keinen Quantensprung von Schwuchtel oder Wichser zu Arschloch, aber vielleicht bin ich da auch etwas robust und unsensibel.

Nicht gefallen hat mir auch die Anwaltskritik.Ist der Fall so eindeutig?  Eine Wohnung ist wichtig, Vermieter ist offenbar eine juristische Person, die nicht mit im Haus wohnt (beiseite: wie soll eine juristische Person mit im Haus wohnen), wussten die Eltern von den verbalen Entgleisungen  ihrer Kinder, hatten sie die Möglichkeit derlei abzustellen? Lauter Dinge, die ich mich schon frage, bevor ich süffisant feststelle, dass sich auch für derlei abseitigen Unsinn ein Anwalt bereit gefunden hat.