Claudia Roth wertkonservativ?

In den Wirren um den Rücktritt von Bundespräsident Wulff war Claudia Roth auf allen Kanälen mit der Botschaft zu hören, dass das Verhalten des Präsidenten die Würde seines Amtes beschädige. Nachdem die Staatskrise mit dem Rücktritt von Christian Wulff und der Kür von Joachim Gauck zum neuen Bundespräsidenten ihr glückliches Ende gefunden hat, ist Claudia Roth wiederum mit der Botschaft präsent, dass Joachim Gauck die Würde des Amtes wiederherstellen werde.

Ich bin der Meinung, dass die Vorstellung, dass das Fehlverhalten eines Amtsträgers nicht nur als Fehlverhalten einer Person zu betrachten ist, dass sich möglicherweise auch auf die Würde dieser Person auswirkt, sondern auch die einem Amt innewohnende Würde beschädigt, eine ausgesprochen konservative Vorstellung ist. Diese Vorstellung beruht auf der Annahme,dass nicht nur Personen, sondern auch Institutionen oder Ämter eine eigene Würde haben, die durch die Amtsführung eines konkreten Amtsinhabers verletzt werden kann.

Ist Claudia Roth konservativer als ich dachte?

„Doch wir sind Freigeister …

und Idealisten, wir lehnen gesellschaftlich diktierte Regeln ab. Wir vertrauen auf unsere Kraft, uns eigene moralische Maßstäbe zu setzen.“ (Irving D. Yalom, Und Nietzsche weinte, S. 45)

Hybris? – Je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest, dass ich ausgesprochen konservative
Gedanken immer einleuchtender finde. Wenn ich sowas lese, denke ich eher an Charles Manson als an etwas Positives. Homo homini lupus est. Aber dass ist ja auch ausgesprochen konservativ. Tiefes Nachdenken.

„Aber wie ist das Gefühl,
wenn man so langsam,
langsam, langsam driftet nach rechts.“
(F.-J. Degenhardt, Wildledermantelmann)